Es war einmal… das Navigationssystem

Es war einmal… das Navigationssystem

20 Jahre Mensch, 20 Jahre Technik, 20 Jahre Kommunikation – dafür steht about:communication. Unser Jubiläumsjahr neigt sich langsam dem Ende zu und wenn wir so reflektieren, dann schmunzeln wir bei dem Gedanken, wie weit sich die Technik – unser Kernthema – im Laufe der letzten zwei Dekaden verändert hat.
Vor allem die Entwicklung des Navigationssystems ist eine Geschichte, die uns begeistert und die wir gerne mit euch teilen möchten. Denn die GPS-Technologie ist erst seit ungefähr 20 Jahren für die breite Masse zugänglich.

 

Ein treuer Begleiter

„Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ – ein Satz, den wir gerne hören, der uns aber vor allem in Zusammenhang mit einer Sache begegnet: dem Navigationssystem in unserem Auto. Egal ob Eva, Susi oder Horst – liebevoll geben Fahrer:innen der Stimme, die sie (fast) immer zuverlässig ans Ziel bringt, einen Namen.

Ein Navi ist heutzutage nicht nur ein praktischer Begleiter, der den Weg weist, sondern vor allem auch preiswert. Ein gutes, kompaktes Gerät erhält man oft schon unter 200 Euro. Bei Neuwagen ist das Navi meist bereits integriert. Und auch, wenn viele Menschen mittlerweile auf das Smartphone als Navigationssystem zurückgreifen, sind sich Experten sicher: Das Mobiltelefon kann mit einem guten Navi nicht mithalten. Ein professionelles Gerät verfügt über besseres Kartenmaterial, eine angepasste Beleuchtung, Sprachsteuerung und eine bessere Stromversorgung, da es die Energie direkt vom Wagen bezieht.

So leicht war es nicht immer. Nicht lange ist es her, dass man noch eine Landkarte in Papierform im Handschuhfach liegen hatte, um sich zurechtzufinden. Vor jeder Kreuzung wurde rechts rangefahren, um zu prüfen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist – ganz ohne Standpunktortung.

 

Ein Unfall mit Folgen

Die ersten Navigationssysteme entstanden im Zuge des zweiten Weltkriegs und wurden vor allem in Kampfflugzeugen verwendet. Später – Ende der sechziger Jahre – kamen ähnliche Technologien auch in der Schifffahrt zum Einsatz, z.B. das OMEGA Funknavigationssystem. Allerdings waren weder in der Luftfahrt noch in der Schifffahrt so komplexe Routenplanungen gefragt, wie im Straßenverkehr.

Der erste Prototyp für ein Auto-Navi wurde von Bosch und der damaligen Tochterfirma Blaupunkt in den achtziger Jahren entwickelt. Es trug den Namen Eva, kurz für „Elektronischer Verkehrslotse für Autofahrer“. Doch erst 1989 war das Gerät serienreif und wurde unter dem Namen TravelPilot für stolze 7000 Mark vertrieben. Neben dem hohen Preis standen die Entwickler vor weiteren Herausforderungen: Zu diesem Zeitpunkt gab es das Global Positioning System (GPS) noch nicht und somit war eine präzise Standortbestimmung fast unmöglich. Sensoren an den Rädern und ein elektrischer Kompass mit Magnetsonde konnten lediglich den ungefähren Standort einordnen. Die Landkarte war auf Kassette gespeichert und das Datenvolumen langte gerade für eine kleinere Innenstadt.

Das GPS, wie es heute standardmäßig bei Navis verwendet wird, wurde Anfang der 70er Jahre vom und für das Pentagon entwickelt. Die Technologie war lange nur für das US-Militär zugänglich, bis am 1. September 1983 ein dramatischer Vorfall dafür sorgte, dass GPS für den zivilen Gebrauch freigegeben wurde: Ein Passagierflugzeug der Korean Airlines wurde auf einem Flug von Anchorage nach Seoul von der sowjetischen Luftwaffe abgeschossen – einzig und allein deswegen, weil die Piloten sich verflogen hatten und somit den falschen Luftraum durchquert hatten.

Zwei Wochen nach dem Vorfall gab Präsident Ronald Reagan bekannt, GPS für den allgemeinen Gebrauch freizugegeben, allerdings nur unter einer Bedingung: Das Signal sollte künstlich verschlechtert werden, sodass Standorte nur auf 100 Meter genau bestimmt werden konnten.

1990 entwickelte die Marke Pioneer als erstes Unternehmen ein GPS-gestütztes Auto-Navigationssystem. Dieses und auch nachfolgende Systeme waren jedoch noch immer sehr teuer, da die ungenaue Standortbestimmung durch Geschwindigkeits- und Richtungssensoren ausgeglichen werden musste.

Erst vor etwa 20 Jahren, im Mai 2000, wurde die Signalverschlechterung von der US-Regierung aufgehoben, sodass eine Ortung mit einer Genauigkeit von bis zu zehn Metern möglich wurde. Diese Entwicklung machte GPS-gestützte Navigation erschwinglich und für die breite Masse tauglich. Hersteller verbesserten seitdem die Routenberechnung, die Datenverarbeitung und passten die Geräte immer wieder an, bis hin zu Navis, wie wir sie heute kennen.

 

Manchmal geht’s daneben

So innovativ die digitalen Orientierungshelfer heute auch sind, kommt es manchmal doch immer noch zu Missverständnissen bei der Zielführung. Egal, ob auf Grund einer Fehlprogrammierung der Software oder einer falschen Interpretation der angezeigten Route seitens des Fahrenden: Immer wieder bringen Menschen sich und ihren Pkw in erstaunliche Situationen.

In den USA z. B. erhielt ein Abrissunternehmen vor einigen Jahren einen Auftrag bei einer Adresse, welche die Angestellten nicht kannten. Also gab die Adresse in das Auto-Navi ein und riss das Haus dort ab. Das klingt zunächst nicht ungewöhnlich, allerdings stellte sich im Nachhinein heraus, dass das abgerissene Haus nicht der richtigen Adresse entsprach. Das Navigationssystem hatte die Bauarbeiter fehlgeleitet. Dadurch wurde das falsche Haus abgerissen und dessen Besitzer vorrübergehend obdachlos.

 

Was sich liebt, das neckt sich

Machen wir uns nichts vor – ein Navi und vor allem die Navi-Stimme kann manchmal ganz schön nervig sein. Und ja, wir biegen oft trotzdem falsch ab, einfach weil wir links und rechts verwechseln. Dennoch möchte heutzutage niemand den Komfort eines Navigationssystems missen und wenn man es richtig bedient, mitdenkt und sich nicht blind darauf verlässt, wie die Angestellten des Abrissunternehmens, dann steht einer erfolgreichen Fahrt nichts im Wege. Und am Ende heißt es dann hoffentlich: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“.

 

Lisa Anna Müller